Sonderausstellungen im Kunstmuseum Ahrenshoop

links: Kate Diehn-Bitt, Paar (Ausschnitt), 1936, Kreide, Rohrfeder/Tusche, 62,5 x 50,5 cm
mittig: Jo Jastram, Kauernder Usbeke (Ausschnitt), 1962, Bronze, H 46 cm
rechts: Johannes Müller, Großer Kopf/Segment (Ausschnitt), 1997/98, Acryl, Pigment, Kohle; 93 x 63 cm

Respekt und Widerhall. Jo Jastram im Dialog mit seinen Künstlerfreunden Kate Diehn-Bitt und Johannes Müller

23. März bis 1. September 2019

Eröffnung am Freitag, 22. März, um 18 Uhr

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das plastische Werk Jo Jastrams (1928-2011). Der prominente norddeutsche Bildhauer wäre im Herbst 2018 90 Jahre alt geworden. Jastram ist in Rostock geboren, hat über viele Jahre dort gearbeitet und im öffentlichen Raum der Hansestadt prägnante künstlerische Spuren hinterlassen. Auch mit Ahrenshoop war er sehr verbunden. Freundschaften mit den hier lebenden Künstlerfamilien Löber und Klünder, mit der Malerin Dora Koch-Stetter, der Bildhauerin Hertha von Guttenberg und dem greisen Hinstorff-Verleger Peter E. Erichson führten ihn immer wieder hierher. Zwei Persönlichkeiten, die wie er zur Rostocker Szene gehörten, regten ihn indessen künstlerisch besonders an: Johannes Müller (1935-2012) und Kate Diehn-Bitt (1900-1978).

Der etwas jüngere Müller, aus Thüringen stammend, hatte in Dresden Malerei studiert und sich 1958 in Rostock niedergelassen. Als Leiter eines Mal- und Zeichenzirkels an der Universität prägte er junge Menschen, die sich mit Kunst auseinandersetzen oder selbst künstlerisch tätig sein wollten. Er ermutigte sie dazu, Methoden künstlerischer Arbeit konsequent zu durchdenken, die unkonventionellen Ergebnisse dieses Denkens ernst zu nehmen und in die eigene Praxis einfließen zu lassen. Unter seinen Schülern waren heute prominente Künstlerpersönlichkeiten wie Hanns Schimansky, Manfred Zoller und Gerhard Weber. Müller selbst erwarb sich durch sein Schaffen hohen Respekt – nicht zuletzt bei seinem Freund Jo Jastram. Der archaische Charakter seiner Werke wirkte auf den Bildhauer als Korrektiv. Seine ausgeprägte Eloquenz, die freie und doch strenge Haltung in künstlerischen Fragen machten ihn darüber hinaus für Jastram zum unentbehrlichen Gesprächspartner.

Kate Diehn-Bitt, heute als bedeutende Malerin der 20. Jahrhunderts angesehen, lernte Jo Jastram in den 1960er Jahren über Hertha von Guttenberg kennen. Die beiden Rostocker Künstlerinnen waren seit den 1930ern befreundet, als sie mit ersten Werken an die Öffentlichkeit traten. Ihr gemeinsames Berliner Ausstellungsdebüt in der Galerie Fritz Gurlitt 1935 mündete in ein Berufsverbot für Kate Diehn-Bitt. Als Jastram durch eine Zufallsbegegnung auf ihr Werk aufmerksam wurde, war es – nach einer Retrospektive im Schweriner Museum 1948 – schon seit vielen Jahren nicht mehr ausgestellt worden. Die unannehmbaren kunstpolitischen Umstände der NS-Diktatur, dann der Formalismusstreit in der frühen DDR hatten sie fast ununterbrochen zu einer Arbeit im Verborgenen gezwungen. Jastram nahm Kontakt zu ihr auf und sorgte für eine neuerliche Wahrnehmung ihrer Kunst. Die Unbeugsamkeit der Malerin beeindruckte ihn ebenso wie ihre intensive, unverkennbar eigene Ausdrucksart. Sein künstlerischer Maßstab festigte sich nicht zuletzt durch die Reibung an ihrem Werk.

 

Diese Ausstellung wird gefördert durch

       

Jo Jastram, Mongolische Figurine, 1966, Bronze, H 38 cm, Nachlass Jo Jastram, Kneese
Jo Jastram, Mongolische Figurine, 1966
Jo Jastram, Verleger Peter E., 1961, Bronze, H 40 cm, Nachlass Jo Jastram, Kneese
Jo Jastram, Verleger Peter E., 1961, Bronze, H 40 cm, Nachlass Jo Jastram, Kneese
Jo Jastram, Jakob, 1983, Bronze, H 108 cm, Nachlass Jo Jastram, Kneese
Jo Jastram, Jakob, 1983, Bronze, H 108 cm, Nachlass Jo Jastram, Kneese
Kate Diehn-Bitt, Er predigt den Vögeln, 1974, Collage, 29,7 x 21 cm, Sammlung Kunstmuseum Ahrenshoop
Kate Diehn-Bitt, Er predigt den Vögeln, 1974, Collage, 29,7 x 21 cm, Sammlung Kunstmuseum Ahrenshoop
Kate Diehn-Bitt, Joseph und seine Brüder I, 1956, Bleistift, 28 x 22 cm, Sammlung Kunstmuseum Ahrenshoop
Kate Diehn-Bitt, Joseph und seine Brüder I, 1956, Bleistift, 28 x 22 cm, Sammlung Kunstmuseum Ahrenshoop
Kate Diehn-Bitt, Bildnis Friedrich Schult, 1935, Öl auf Sperrholz, 108 x 89 cm, Privatbesitz
Kate Diehn-Bitt, Bildnis Friedrich Schult, 1935, Öl auf Sperrholz, 108 x 89 cm, Privatbesitz
Johannes Müller, Großer Kopf/Segment, 1997/98, Acryl, Pigment, Kohle, 93 x 63 cm, Künstlerarchiv Johannes Müller, Kossow
Johannes Müller, Großer Kopf/Segment, 1997/98, Acryl, Pigment, Kohle, 93 x 63 cm, Künstlerarchiv Johannes Müller, Kossow
Johannes Müller, O. T., 2010, Gouache, 70,5 x 55,5 cm, Künstlerarchiv Johannes Müller, Kossow
Johannes Müller, O. T., 2010, Gouache, 70,5 x 55,5 cm, Künstlerarchiv Johannes Müller, Kossow