Das Kunstmuseum Ahrenshoop widmet der Künstlerkolonie Nidden eine umfangreiche Gruppenausstellung.
Eingebettet zwischen der schäumenden Ostsee und dem stillen Haff liegt der malerische Ort Nida im südlichen Litauen auf der Kurischen Nehrung. Als eine der ältesten und bedeutendsten Künstlerkolonien Europas blickt Nida (ehemals Nidden) auf eine reiche Tradition zurück. Es war vor allem die unvergleichliche Landschaft, die die Künstler und Künstlerinnen der renommierten Königsberger Akademie magisch anzog. Ohne die Nähe dieser fortschrittlichen Akademie, die bereits im Jahr 1845 Klassen für Landschaftsmalerei ins Leben rief, hätte sich die Künstlerkolonie Nidden kaum entwickeln können. Von ihren Lehrmeistern ermutigt, begaben sich die Schüler und Schülerinnen der Akademie immer wieder auf Exkursionen in die freie Natur, um dort Inspiration für ihre Werke zu finden.
Die Abgeschiedenheit dieses idyllischen Dorfes auf der schmalen, etwa hundert Kilometer langen Landzunge, die naturverbundene, scheinbar unberührte Lebensweise der Fischerfamilien mit ihren urigen Katen und majestätischen Kurenkähnen boten eine unerschöpfliche Fülle an Motiven und beflügelten die Fantasie der Kunstschaffenden. Die ungezähmte Landschaft mit ihren endlosen Stränden, den duftenden Kiefernwäldern und der ehrfurchtgebietenden Dünenlandschaft (die sogenannte preußische Sahara) regte dazu an, das Spiel des Lichts zu studieren und neue Kompositionen zu wagen.
Bis der Künstlerort 1945 endgültig verlassen werden musste, waren über 400 Künstlerinnen und Künstler in Nidden tätig. Der Ort fungierte als ein transkultureller Schmelztiegel, in dem künstlerische Strömungen aus ganz Europa aufeinandertrafen und sich in einem dynamischen Prozess gegenseitig beeinflussten. Nidden war ein Katalysator für ein paneuropäisches Kunstverständnis, das über nationale Grenzen hinausging. Die erzwungene Auflösung der dortigen Gemeinschaft führte zu einer dispersiven Verteilung kreativer Impulse, die den kunsthistorischen Diskurs Europas nachhaltig prägten. Nidden kann somit nicht nur als ein Ort der Konzentration künstlerischer Energien verstanden werden, sondern auch als Multiplikator einer pluralen europäischen Kulturidentität.
Das Kunstmuseum Ahrenshoop widmet sich der historischen und kulturellen Erschließung europäischer Künstlerkolonien und trägt maßgeblich zur Sichtbarmachung des gemeinsamen kulturellen Erbes im Ostseeraum bei. Die Ausstellung präsentiert Werke der Freilichtmalerei, des Impressionismus, des Expressionismus sowie nachfolgender künstlerischer Strömungen aus einem Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert. Die Umsetzung ist in hohem Maße der großzügigen Unterstützung privater Leihgeberinnen und Leihgeber aus Deutschland und Litauen zu verdanken. Als Mitglied von Euroart, dem Verband Europäischer Künstlerkolonien, ist das Kunstmuseum Ahrenshoop Teil eines weitreichenden Kooperationsnetzwerks, das die interdisziplinäre und transnationale Zusammenarbeit fördert. In diesem Kontext entstand die Ausstellung in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ahrenshoop, die im Kunstkaten parallel die von Sandra Schröder kuratierte Ausstellung zu Carl Knauf (1893–1944) präsentiert. Ein besonderer Dank gilt dem Fonds für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, dessen substanzielle Förderung die Verwirklichung dieses Projekts erst ermöglicht hat.
Parallel zu dieser Ausstellung zeigt der Kunstkaten Ahrenshoop bis zum 2.3.2025 eine Personalausstellung von Carl Knauf (1893-1944), der von 1931 bis 1944 in Nidden lebte.
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