Es gibt verschiedene Gründe Kunst zu sammeln – historisches Interesse, ästhetisches Verlangen, den Wunsch nach Reputation oder den nach einer sicheren Kapitalanlage. Kunst zu sammeln hat jedoch in jedem Fall gesellschaftliche Wirkungen, die oft weitgreifend sind. Fast alle heutigen Kunstmuseen arbeiten mit Sammlungen, die einst Privatpersonen angelegt haben.
Die Sammlung des Rostocker Ehepaares Dres. Ute und Ulf Kringel ist über viele Jahre gewachsen. Verstärkt hat sich die Sammelleidenschaft Ulf Kringels seit 2016 im Zusammenhang mit mehreren spektakulären Fundgeschichten, die er im Zuge seiner Suche nach Bildern aus der jüngeren mecklenburgischen und schlesischen Vergangenheit vor 1945 erlebte. Ausgangspunkt dieser Suche waren persönliche Motive, die mit familiären Wurzeln in Schlesien und seiner Verankerung am Wohn- und Arbeitsort Rostock zu tun hatten.
Kringel stieß dabei auf Kunst, von der er anfangs wenig geahnt hatte. Aufregende Funde waren ein vielteiliger expressionistischer Bildzyklus zum Hohelied Salomos von Egon Tschirch, 1923 entstanden und im Rostocker Museum ausgestellt, sowie das Gemälde „Winterhafen in Althagen“ von Hans Emil Oberländer aus dem Jahr 1939 – jeweils für Jahrzehnte verschollene, nicht mehr bekannte Werke dieser Künstler.
Die entstandene Sammlung beherbergt noch weitere derartige Entdeckungen. Bereichert wird dadurch besonders die Mecklenburger Kunstgeschichte um Rostock und Ahrenshoop, doch auch schlesisches Kulturerbe mit manchen seiner Bezüge an die Ostsee wird sichtbar. Mehrere Dutzend Gemälde, dazu Zeichnungen und Druckgrafiken von Künstlerinnen und Künstlern des Expressionismus, des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit sind in der Sammlung Kringel enthalten.
Die Werke repräsentieren Sehweisen und Emotionen, Sehnsüchte und Lebensbrüche von Menschen, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Deutschland lebten und es unternahmen, ihre Erfahrungen in Bildern an uns Heutige zu übermitteln. Neben bekannten Namen sind vergessene darunter, die Verluste anzeigen – menschliche und künstlerische Verluste durch die Katastrophen des Jahrhunderts. Für das Sammlerpaar verbanden sich mit den Fundgeschichten neben viel Erkenntnislust ein zunehmender Einblick in die Dynamik künstlerischer Arbeit und wachsende Freude daran. Der hohe künstlerische Reiz der Sammlung Kringel spricht davon.
Eröffnung: Freitag, 12. Dezember 2025 um 18 Uhr