Michael Morgner im Gespräch
Micheal Morgner | Schreitender am Meer | 1979
10.06 | 20.00 Uhr

Michael Morgner im Gespräch

mit Dr. Katrin Arrieta und Ulrich Kavka
Künstlergespräch
Kunstmuseum Ahrenshoop

Eine Veranstaltung im Rahmen des Festivals regio:polis 2017 der Kunst- und Kulturszene in der Regiopolregion Rostock.

 

Michael Morgner (*1942), in Chemnitz geboren, ist Sachse und in der Landschaft des Erzgebirges zu Hause. Doch von Jugend auf verbindet sich für ihn der Sommer mit der Ostsee – wie für viele junge Menschen, die im Krieg geboren sind und in zerstörten Städten ihre ersten eigenen Gedanken fassten. Unter denen, die in der DDR aufgewachsen und ausgebildet worden sind, repräsentiert Michael Morgner eine eigenständige Position, die über weite Strecken seines Schaffens von einer ausgeprägten Protesthaltung zeugt. Aus der „Leipziger Schule“ hervorgegangen, hat sein Werk so gut wie keine Gemeinsamkeiten mit den Leipzigern. Mit seinen Karl-Marx-Städter Freunden Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft und Gregor-Torsten Schade gründete Morgner 1977 die Produzentengalerie CLARA MOSCH, die mit spektakulären Aktionen hervortrat und das Ministerium für Staatssicherheit veranlasste, gegen die Gruppe vorzugehen. Schon seit den frühen 1970er Jahren nahm Michael Morgner an Pleinairs an der Ostsee teil, wobei er sich auch dort als Aktionskünstler hervortat. In Ahrenshoop war er erstmals 1975, ab 1978 bis ins Jahr 2014 dann jährlich in seinem Stammquartier bei der Familie Weiß in der Dorfstraße 28.

Morgners Bildwerke haben häufig sehr große Formate und entstehen auch jetzt noch mit erheblichem physischem Einsatz. Dabei spielt Wasser eine große Rolle. Er baut das Bild zunächst aus vielen Schichten aus Papier und schwarzer Tusche auf der Leinwand auf, um es in seiner gültigen Form sodann in einem langwierigen Prozess der „Décollage“ aus dem gänzlich schwarzen Endzustand wieder herauszuschälen und herauszuwaschen. Die Idee für diese Methode kam ihm am Strand von Ahrenshoop. Am Strand hat Morgner seine menschlichen Figurenzeichen gefunden und das ikonografische Programm seiner Kunst entwickelt. Das zeigt sich in der Fülle seiner Zeichnungen von der Ostsee, die in der Ahrenshooper Ausstellung erstmals umfangreich und im Zusammenhang mit Schlüsselwerken seiner Malerei gezeigt werden. Es geht darin um Grundfragen der Existenz: um das gebrochene Verhältnis des Menschen zur Natur, um zwischenmenschliche Verbundenheit und ihre Gefährdung, um Freiheitsdrang, Sehnsucht und Gewalt in ihren verschiedenen Formen.

Anlass für die Ausstellung ist der 75. Geburtstag Michael Morgners im April 2017. Es erscheint ein repräsentativer Katalog. Das Projekt wird großzügig gefördert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Stiftung der Sparkasse Vorpommern für Wissenschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft, die mit der Förderung der Ausstellung auch einen Ankauf von zwölf Handzeichnungen Morgners für das Kunstmuseum Ahrenshoop verband.