Sonderausstellungen im Kunstmuseum Ahrenshoop

Louise Rösler, Haus mit rotem Inlett (Wustrow), 1934, Öl auf Leinwand, Sammlung Kunstmuseum Ahrenshoop
Louise Rösler, Haus mit rotem Inlett (Wustrow), 1934

Louise Rösler · Walter Kröhnke – Wustrow und weiter. Reise-Schauplätze der 1930er Jahre

13. August bis 27. November 2022

Louise Rösler (1907-1993) und Walter Kröhnke (1903-1944 vermisst) verbrachten im Frühsommer 1934 zwei Wochen in Wustrow auf dem Fischland. Es war ihre nachgeholte Hochzeitsreise, die in einen für sie unbekannten Landstrich führte. Die Gegenden, für die sich beide interessierten, lagen in Frankreich, Spanien oder auch Italien. Doch die politische Entwicklung Deutschlands setzte dieser Reise-Freizügigkeit durch die nun über junge Künstler ihres Schlages hereinbrechende finanzielle Misere ein Ende.

Künstlerisch standen beide auf der Höhe ihrer Zeit. Louise Rösler, Tochter eines Malerehepaars, war in einem Umfeld aufgewachsen, in dem sich alles um Kunst drehte. So war etwa ihr Vater vor dem Ersten Weltkrieg der jungen Berliner Szene angehörig und war ein enger Freund Max Beckmanns gewesen. Von Max Liebermann und Walter Gropius gefördert, hätte Louise mehrere Ausbildungswege einschlagen können. Sie ging zunächst an die Kunstschule Hans Hofmanns in München, nahm später Unterricht bei Fernand Léger. 1925 trat Louise Rösler in die Berliner Akademieklasse Karl Hofers ein, wo sie auch Walter Kröhnke kennenlernte. Walter Kröhnke seinerseits kam aus einem naturwissenschaftlich geprägten Umfeld: Die Familie war weitläufig mit den von Eickens verwandt. Wie Louise Rösler orientierte er sich nach dem Studium bei Hofer an der internationalen, vor allem der französischen Moderne.

Obwohl sich beide Künstler in Wustrow nicht besonders wohlfühlten, erbrachte der kurze Aufenthalt einige gültige Arbeiten, die teilweise noch vor Ort entstanden sein müssen. Louise Röslers „Haus mit rotem Inlett“ gibt wohl das Quartier des Sommers von 1934 mit dem wilden Garten wieder, den sie dann noch zweimal aus je anderer Perspektive malte. Es sind an Matisse orientierte, nicht mehr impressionistische Licht-Räume. Den Bildern sollten viele weitere gemalte und gezeichnete Reiseerinnerungen und Ausblicke auf künftige, ersehnte Reisen folgen – bis hin zu denen in Postkartengröße, die sie Walter Kröhnke in das Kriegsinferno nach Russland schickte, wo er 1944 ums Leben kam.

Kröhnkes Arbeiten von 1934 war im Jahr zuvor eine Reihe wohl noch vom Süden inspirierter, zeichenhafter Meeresbilder vorausgegangen, darunter seine „Frau am Meer“: Ein Bild, das auf die düstere Perspektive der dann folgenden Jahre vorausweist. Von der kubistischen Raumteilung und -polarisierung dieser Arbeiten entfernte er sich in seinen Wald- und Parklandschaften aus Wustrow. Hier herrscht eine ornamental verknappte und surreal gestimmte Figuration mit Binnenflächen, deren polyphone Strukturen und Musterungen den Farbraum um imaginäre, Zwischentöne erweitern. Kröhnke baute diese neue Abstrahierungsart von Landschaft bis zum Ende der 1930er Jahre weiter aus. Dabei vermitteln seine Werke ein unmissverständliches Stimmungsbild ihrer Entstehungszeit.

Walter Kröhnke, Garten (Wustrow), 1934, Öl auf Leinwand, Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke, Kühlungsborn
Walter Kröhnke, Garten (Wustrow), 1934
Walter Kröhnke, Der Regen, 1938, Öl auf Leinwand, Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke, Kühlungsborn
Walter Kröhnke, Der Regen, 1938

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