Sonderausstellungen im Kunstmuseum Ahrenshoop

Margret Middell, Tanz, 2010, Bronze, 185 x 55 x 87 cm
Margret Middell, Tanz, 2010, Bronze, 185 x 55 x 87 cm

Margret Middell – Der Körper als Ereignis

Bis 31. Juli 2021

Bronzen und Zeichnungen

Skulptur und Grafik eng verwoben: Gezeigt werden etwa 50 Arbeiten der in Mecklenburg-Vorpommern lebenden Künstlerin, darunter zwölf ihrer wichtigsten plastischen Werke aus Bronze. Die umfassende Ausstellung würdigt Middells eindrucksvolles Lebenswerk der letzten 30 Jahre und entstand aus Anlass des 80. Geburtstags der Künstlerin.

Margret Middell stammt aus Marienwerder im heutigen Polen. Als kleines Mädchen war sie Kriegsflüchtling und wurde davon geprägt. Sie studierte Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Künstlerische Orientierung erhielt sie von jenem Berliner Bildhauerkreis um Heinrich Drake, Waldemar Grzimek und Ludwig Engelhardt, der der internationalen figürlichen Skulptur in ihrer Hochphase der 1910er bis 1930er Jahre noch stark verbunden war. Diese ausgesprochen klassische Hochphase gilt heute als wichtige Strömung der Moderne. Seit 1976 ist Margret Middell in Glöwitz am Barther Bodden ansässig. Sie teilte ihre Künstlerexistenz dort mit ihrem Mann, dem Bildhauer und Grafiker Karl Lemke, der 2016 verstarb.

Im Zentrum der künstlerischen Arbeit Middells stehen die plastischen Entwürfe für Bronze. Inhaltlicher Gegenstand ist der menschliche Torso, stellvertretend für das Ganze eines Organismus – eines Menschen oder eines vorgestellten Weltgebildes – zu verstehen. Middell begann, diese Entwürfe in Gips zu gestalten, ging aber in den 1990ern zu einer Mischung aus Zement und Braunkohlenasche über, die nicht so schnell erstarrt und so dem langwierigen Schaffensprozess der Künstlerin entgegenkommt. Mit der allmählichen Entwicklung ihrer Werke zu einer dünnwandigen, offenen Gestalt ging nach 2000 eine weitere neue Arbeitsmethode einher: Die Form wird nun aus vielen Schichten kleingerissenen Papiers gebaut, die mittels eines Klebstoffs aneinander haften. Dieses Material wirkt fester, holziger, mitunter auch fast ledern und kommt damit dem Thema näher, das Middell bewegt. Die Außen-, vor allem aber die Innenflächen ihrer Plastiken sehen aus, als seien sie natürlich gewachsen, sind aber Produkte einer künstlerischen Spekulation über die Natur, die tiefsinnig und an keiner Stelle zufällig ist. Das gilt auch für die expressiven Zeichnungen Middells, in denen sich ein menschlicher Lebensausdruck auf eine starke und zugleich verallgemeinerte Art vermittelt.

 

Gefördert durch

       

Margret Middell, Liegender U8, 1995, Bronze, 41 x 118 x 70 cm
Margret Middell, Liegender U8, 1995, Bronze, 41 x 118 x 70 cm
Margret Middell, Erde, 1990, Bronze, 55 x 125 x 65 cm
Margret Middell, Erde, 1990, Bronze, 55 x 125 x 65 cm
Margret Middell, Junger Mann, 1996, Bronze, 93 x 50 x 45 cm
Margret Middell, Junger Mann, 1996, Bronze, 93 x 50 x 45 cm
Margret Middell, Befragung II, 2019, Grafit, Kohle, Kreide, Ölkreide, 65 x 50 cm
Margret Middell, Befragung II, 2019, Grafit, Kohle, Kreide, Ölkreide, 65 x 50 cm
Margret Middell, o. T., 2019, Grafit, Kohle, Kreide, Ölkreide, 65 x 50 cm
Margret Middell, o. T., 2019, Grafit, Kohle, Kreide, Ölkreide, 65 x 50 cm