Sonderausstellungen im Kunstmuseum Ahrenshoop

Walter Gramatté (1897-1929) | Leichenbegängnis | 1917 | Öl auf Leinwand | 46,5 x 63,5 cm | Städtische Museen Jena – Kunstsammlung Jena
Walter Gramatté (1897-1929) | Leichenbegängnis | 1917

Kalte Morgenröte. Kunst im Bann des Ersten Weltkrieges

31. August bis 2. November 2014

Die Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop entstand aus Anlass des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges und reihte sich in die deutschlandweiten Aktivitäten zu diesem Thema ein. In Ahrenshoop besiegelte der Erste Weltkrieg das Ende der alten Künstlerkolonie. Er brachte weitreichende Erschütterungen mit sich, die das Funktionieren künstlerischer Kooperationsformen und Netzwerke ebenso wie das künstlerische Schaffen selbst beeinflussten. Als Arbeits- und Erholungssphäre für Künstler erhielt die Ostseegegend im „Hinterland“ Berlins mit dem Weltkrieg eine veränderte, existenziell zugespitzte Bedeutung.

In der Ausstellung wurde der Frage nachgegangen, wie in der Ostseegegend angesiedelte Künstler und andere, die ihrem Umfeld und dem weit verzweigten Netzwerk der „Sommergäste“ angehörten, in ihren Werken die Vorzeichen des Weltkrieges an den Rändern der mitteleuropäischen Zivilisation, das Kriegsinferno selbst und schließlich seine tiefgreifenden Auswirkungen auf die Gesellschaft der Weimarer Republik wahrnahmen und reflektierten. Der Tenor ihrer Bildformulierungen ist denkbar vielfältig. Er reicht von anfangs affirmativem, expressivem Pathos über eindringlichen Realismus und verstörte Trauer bis zu beißender und aufklärerischer Ironie.

Hierzu gehören auch die von der dadaistischen Bewegung außerhalb des Kriegsschauplatzes ausgegangenen Visionen einer zersplitterten und sich selbst entfremdeten Welt. Daneben und vor allem in der Rückschau auf den Krieg haben sich metaphorische, häufig aus religiösen Motiven hergeleitete Bildwelten etabliert, in denen die grauenvolle und in jeder Hinsicht erniedrigende Wirklichkeit des Krieges im Nachhinein sublimiert und mit Sinn unterlegt ist.

Zu sehen waren etwa 90 Werke von Hermann Abeking, Ernst Barlach, Hans Brass, Otto Dix, Friedrich Peter Drömmer, Heinrich Ehmsen, Bruno Gimpel, Walter Gramatté, George Grosz, Erich Heckel, Dörte Helm, Karl Hofer, Willy Jaeckel, Alexej Jawlensky, Edmund Kesting, César Klein, Fritz Koch-Gotha, Käthe Kollwitz, Werner Lange, Carl Lohse, Oskar Nerlinger, Alfred Partikel, Max Pechstein, Waldemar Rösler, Albert Schaefer-Ast, Max Schwimmer, William Wauer, Erich Wegner und Heinrich Zille.

Zur Ausstellung erschien ein 85 Seiten starker Katalog.

Karl Hofer (1878-1955) | Totenklage | 1914 | Öl auf Leinwand | 52 x 45,5 cm | Museum Ettlingen – Stiftung Menschenbild | Winterthur
Karl Hofer (1878-1955) | Totenklage | 1914
Friedrich Peter Drömmer (1889-1968) | Masurenschlacht | 1914 | Pastell | 83 x 67 cm | Stadtgalerie Kiel
Friedrich Peter Drömmer (1889-1968) | Masurenschlacht | 1914
Carl Lohse (1895-1965) | Explodierende Granate | 1920 | Öl auf Karton auf Faserplatte | 63,5 x 70 cm | Sammlung Kunsthalle Rostock
Carl Lohse (1895-1965) | Explodierende Granate | 1920
Otto Dix (1891-1969) | Zerfallener Kampfgraben | 1924 | Radierung (Aus „Der Krieg“) | 29 x 23,5 cm | Sammlung Schubert, Heidelberg
Otto Dix (1891-1969) | Zerfallener Kampfgraben | 1924
Willy Jaeckel (1888-1944) | Offenbarung des Johannes | (Teil IV des Radierwerkes „Menschgott – Gott – Gottmensch“) | 1922 | Blatt 14: Eröffnung des fünften und sechsten Siegels | 39,5 x 29,5 cm | Privatbesitz
Willy Jaeckel (1888-1944) | Offenbarung des Johannes | (Teil IV des Radierwerkes „Menschgott – Gott – Gottmensch“) | 1922
Erich Wegner (1899-1980) | o. T. (Mit Zylinder) | 1920er Jahre | Schwarze Kreide | 32,4 x 26,9 cm | Sammlung Robert Simon, Hannover
Erich Wegner (1899-1980) | o. T. (Mit Zylinder) | 1920er Jahre