Sonderausstellungen im Kunstmuseum Ahrenshoop

Birgit Seger, In Memoriam (Treppe bei Wustrow, Ausschnitt), 2023; Mischtechnik
Birgit Seger, In Memoriam (Treppe bei Wustrow, Ausschnitt), 2023; Mischtechnik

Mail Art Ahrenshoop

1. April bis 13. August 2023

Mit der Eröffnung des Kunstmuseums Ahrenshoop im August 2013 wurde das Projekt „Mail Art Ahrenshoop“ ins Leben gerufen. Dafür wurden quadratische weiße Karten mit Briefumschlag den Interessierten zugesendet bzw. in Workshops mitgegeben. Mehr als 100 Künstler und Kunstinteressierte, Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche, beteiligten sich an der Aktion und sendeten dem Kunstmuseum Ahrenshoop in den 10 Jahren seines Bestehens die künstlerisch gestalteten Karten zurück. Nun, im Jubiläumsjahr des Kunstmuseums, möchten wir die eingesandten Beiträge von allen Teilnehmenden im Projektraum zeigen.

 

Historisches

Mail Art ist Kommunikation durch Kunst per Post. Künstlerpostkarten waren und sind ein beliebtes Ausdrucksmittel verschiedener Künstlergenerationen. Mail Art hat sich als eine Art eigenes offenes Netzwerk abseits der üblichen Kunstmarktpfade entwickelt und war besonders in den Bewegungen des Neo Dada, des Fluxus und der Pop Art verbreitet

Der Begriff “Mail Art” wurde von dem französischen Kunstkritiker und Kurator Jean-Marc Poinsot im Jahr 1971 kreiert. Aber erst ein Jahr später tauchte das Wort in der amerikanischen Kunstzeitschrift "Art in America" auf.  Bereits vorher – Anfang der 1960er-Jahre –  hatte der US-amerikanische Künstler Ray Johnson Kunst per Post versendet. Johnson schuf Fotokopien von Collagen aus Zeitungsausschnitten, versehen mit kleinen Zeichnungen und Slogans, die er an Freunde und Bekannte oder ihm völlig unbekannte Menschen mit der Aufforderung verschickte, sie zu bearbeiten und an andere oder an ihn zurückzusenden. Das Whitney Museum of American Art in New York bot ihm 1970 eine Ausstellung seiner Post-Aktivitäten an, und er leitete die Einladung an seine Korrespondenten weiter. Als er die von ihm gegründete New York Correspondance School of Art im Jahr 1973 schloss, war bereits ein weltweites Netzwerk entstanden, in dem es anarchisch, subversiv, provokant und verspielt zuging. Namhafte Künstler wie Joseph Beuys und Daniel Spoerri waren darin verankert. Der schweizerisch-französische Künstler Ben Vautier entwarf die legendäre Postkarte „The Postman‘s Choice“ im Jahr 1965, die zwei identische Seiten hat und damit dem Briefträger die Entscheidung überließ, wohin er sie senden wollte.

In Ländern Lateinamerikas und Osteuropas wurde Mail Art oft als politisches und soziales Medium eingesetzt. 1973 startete der US-Amerikaner Ken Friedman das größte Mail Art-Projekt aller Zeiten, das Omaha-Flow-Project, mit über 3 000 Teilnehmern. Er und andere setzten die Maßstäbe, die noch heute für alle Mail Art-Projekte gelten: Keine Jury, alle Werke werden akzeptiert, keine Teilnahmegebühren, keine Rücksendung, dafür aber eine Dokumentation für jeden Beitrag.

Cornelia Schleime, Guelmin, 2013, Collage, Aquarell und Fineliner auf Papier
Cornelia Schleime, Guelmin, 2013, Collage, Aquarell und Fineliner auf Papier

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